Erfahrungsbericht von unserer Clownerie Dozentin Jutta Tomandl
Bleib in deiner Liebe! Dieser Satz begleitet mich schon länger und war ein Credo meines Onkels Anton, der letztes Jahr verstorben ist. Gestern war ich mit meinen allerliebsten Clownskompanen Alexander und Gabi, die wunderbar erfrischenden Clowns, im geschützten Bereich des Altersheim St. Josef clownen. Hier durfte ich am eigenen Leibe in der Begegnung mit den Menschen dort diesen Satz ganz unerwartet erfahren.
Beim Hinradeln konnte ich schon ein paar Lacher in die Gesichter der Menschen zaubern. Der zunehmende Mond stand in seinem Weiß am hellblauen Himmel über dem Altersheim. Es war der Mond, den ich gestern nach meiner ersten alleinigen Skitour gesehen habe, die mich mit Dankbarkeit und Zufriedenheit erfüllte. Der Mond war wie ein Zeichen für mich, das nächste Abenteuer wartet auf dich. Ja und im Zusammenkommen mit Gabi und Alexander ging es auch schon los. Am Eingang beim Testen wurde schon gut Stimmung verbreitet. Wir waren positiv gestimmt und negativ getestet. Wie schön.
Margit Lämmermann begleitete uns in den geschützten Bereich, wo manche Menschen uns schon erwarteten. Eine Frau nahm mich gleich bei der Hand, schaute mir ganz tief in die Augen, ganz liebevoll und drückte mich an sie. Ich erwiderte ihre Geste, ließ mich ein. Es entstand ein Moment der Nähe und des Berührt-Sein, sie hatte Tränen in den Augen. Um mein Herz wurde es ganz warm. Ja und da ging es weiter im Flow. Alexander stimmte ein Frühlingslied nach dem anderen an, Walzer wurde getanzt und ich nahm wahr und spürte wie mehr und mehr Lebendigkeit in den Raum kam. Eine Frau, die anfangs nur ganz starr dasaß, begann Stück für Stück mitzusingen und am Ende tanzte sie mit mir und wollte gar nicht mehr aufhören. Ich merkte, dass durch Offenheit und Lebendigkeit mit bewusstem Augenkontakt, also meiner vollen Präsenz, die Menschen langsam auftauen und auch in ihre Lebendigkeit kommen. Ich war erstaunt über diese Resonanz und wie sie da mitmachten.
Zum Beispiel nahm ich Kontakt zu einem Bewohner auf, wir sahen uns an, ich lud ihn zum Mitsingen ein. Er meinte dann, „Hoit di Goschn.“ Ich spürte gleichzeitig bei ihm und bei manch anderen unterschwellig die Frage mitschwingen, „Meinst du es gut mit mir?“ Ich spürte in mir ein volles „JA“ dazu und blieb in meiner Liebe. Gleichzeitig hatte ich einen kurzen Anflug von Angst. Wow. Jetzt mache ich mich ganz schön weit auf und was ist, wenn ihr mich doch gleich nochmal abweist oder mir eine scheuert. Doch das konnte Gott sei Dank rasch verfliegen. Das Gegenteil war der Fall, der Mann kam ein paar Momente später an mir vorbei, nahm mich an die Hand und forderte mich sozusagen zu einem Tanz auf und schaute mir wieder ganz intensiv in die Augen. Wow. Ich spürte Respekt und Würde diesen Menschen gegenüber. Eine Situation, die mich einlud, voll in meiner liebevollen Präsenz zu bleiben. Er zog weiter und wir dann auch. Im nächsten Raum spielte Alexander einen Rock´n´Roll und ich tanzte mit einem anderen Altenheimbewohner. Er tanzte mit seinen Armen und Händen, da ihn die Füße nicht mehr so gut trugen, vor allem aber tanzte er mit seinen leuchtenden Augen, er begann richtig zu strahlen und zu lachen.
Wow. Ich bin so dankbar für diese Begegnungen. Ja und das war nur ein Teil dessen, es ist noch so viel mehr passiert. Ich hatte spontan die Schere (Riesenplastikschere wohlgemerkt) rausgeholt, es wurden flotte Frisuren geschnitten, da ja jetzt (Corona Zeit) die Friseure so lange zu hatten. Gabi kam dann noch mit dem „Föhn“. Den frischen Windhauch in den Haaren genossen die Leute sichtlich. Einmal auch als ich mich gerade umdrehte, sah ich plötzlich Alexander im Kopfstand vor mir und Gabi versuchte Ringe über seine Beine zu werfen. Ein wunderbarer Anblick. Ich fragte mich kurz, wer steht da gerade Kopf? Er oder ich?!
Auch die Pflegerinnen waren voll mit dabei. Sie freuten sich über die Abwechslung, kennen ihre Bewohner durch und durch und was ihnen Freude macht. Auch in der Riesenunterhose fanden sie ihren Platz, ohne braunen Stern wohlgemerkt. Wow. Es war ein richtiges Fest. Vor mir ziehen noch die Bilder der prüfenden Gesichter, die sich erweichen ließen, die lachenden Gesichter und die, die dem Ganzen einfach nur beiwohnten.
Insgesamt spüre ich die Lebendigkeit, die liebende Präsenz und die Dankbarkeit in mir, mein Herz dort so weit aufmachen haben zu können. Danke Alexander, danke Gabi, danke den Menschen aus dem St. Joseph Heim für dieses wunderbare Abenteuer. Bleibet in eurer Liebe!