Nein, einen Plan muss man nicht haben, denn diesen durchzuziehen, wird vermutlich ohnehin meist nicht funktionieren. Und die Ansage ist ja auch, spontan zu sein und auf die Situation einzugehen, auf die Menschen, die einem gegenüberstehen. Aber dass es ganz ohne Werkzeug nicht geht, merken wir im Modul 6 mit dem Titel „Humor und Mitgefühl“.
Alles ist wunderschön, so lange das Publikum begeistert ist. Und das ist es hier in unserem Kurs. Egal ob wir zu einer Statue hingebogen werden, die aus ihrer Figur dann spontan improvisieren soll, oder ob wir als Clown Chor dirigiert werden und eine mega schräge, aber wirklich lustige Aufführung dabei herauskommt, oder ob wir zu viert eine Geschichte immer weiter erzählen – von den Mitclowns gibt es Applaus. Und dann fließt sie auch, unsere Kreativität, unser Ideenreichtum, wir singen und tanzen und spielen fröhlich vor uns hin.
Ein eigenes, individuelles Repertoire aneignen
Ins Stocken aber gerät das Clownen, wenn das Gegenüber nicht so begeistert ist wie die anderen Kursteilnehmer und die Lehrer. Das merken wir in einem Rollenspiel ganz deutlich. Eine von uns spielt den Patienten oder die Patientin, die gerade gar keine Lust auf Clownbesuch hat, zwei Clowns versuchen, sie aufzutauen. Ob als gelangweilter und ablehnender Patient oder als Zuschauer: Es fällt auf, dass in einer solchen Situation Spontaneität nicht mehr genügt. Denn einfach nur lustig sein und Quatsch machen kann eine solche Person nicht aus der Reserve locken, das merken wir deutlich. Was also fehlt: „Ein Repertoire!“ sagt Alexander Radinger, unser Clown-Lehrer.
Nun haben wir zwar in sechs Modulen schon einiges an Repertoire gesehen, gehört, ausprobiert, aber gespeichert ? Nicht wirklich. Und vor allem: Wenn man mit einem Partner zusammen clownt, dann sollten schon beide das Repertoire des anderen kennen, um in einer solchen „Notsituation“ darauf zurückgreifen zu können. Also lautet unsere neue Aufgabe: Sich selbst ein ganz individuelles Repertoire aneignen. Das sich natürlich immer wieder erweitern wird im Laufe eines Clown-Lebens. Aber es braucht einen Anfang! Wer ein Musikinstrument spielt und singen kann, ist hier schon mal im Vorteil. Aber dann? Das was wir bei unseren Lehrern gesehen haben, lässt sich nicht so einfach imitieren. Denn es sind ja nicht nur äußere Fähigkeiten, sondern sie sind begleitet von einer ganz bestimmten wundersamen Aura.
Clown sein ist nicht einfach – aber es macht Spaß
Es nützt also wohl wenig, nur ein paar Witze auswendig zu lernen, Luftballontiere basteln zu lernen und vielleicht auf einem Instrument zu klimpern oder zu jonglieren. Aber OHNE all das wird die Aura auch nicht ausreichen. Jetzt also heißt es erst einmal: Werkzeug beschaffen!
Zu diesem Werkzeug wird auch unser nächstes Modul beitragen: Da geht es um die Dramaturgie einer Clownvorstellung und unser Lehrer wird ein Schauspieler sein. Es wird spannend, und Schrittchen für Schrittchen nähern wir uns dem Clown. Fest steht auf jeden Fall: So mir nichts, dir nichts kann man diesen nicht aus sich hervorzaubern, auch wenn es oftmals so erscheint. Vor allem dann, wenn das Quatschmachen und Spielen gerade wahnsinnig viel Spaß macht. Es ist nicht leicht, ein Clown zu sein. Aber es macht süchtig, wie eine Teilnehmerin beim letzten Modul wohl ganz richtig sagte. Und deshalb werden wir alle dran bleiben.